Mehr Schallschutz für Tegel erst ab 2020 – airliners.de

Maschine beim Landeanflung am Airport Berlin-Tegel © dpa /Jörg Carstensen

Die neuen Schallschutzmaßnahmen am Berliner Flughafen Tegel werden voraussichtlich erst ab 2020 beginnen – und damit nur knapp innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Denn die Vorarbeiten der Verwaltung dauern wohl noch mehr als ein Jahr.

Es sei geplant, den neuen Lärmschutzbereich für Tegel bis Ende 2019 „durch Rechtsverordnung“ festzusetzen, erklärte eine Sprecherin des Berliner Senats auf Anfrage airliners.de. Erst danach können die schalldämmenden Maßnahmen beantragt und ausgeführt werden.

Wie viele Anwohner zusätzlich künftig Anrecht auf Schallschutz in ihren Häusern und Wohnungen haben werden, ist noch nicht absehbar. Schätzungen dazu gehen sehr weit auseinander und liegen zwischen 2000 Wohneinheiten und einer Zahl im sechsstelligen Bereich.

Flughafengesellschaft schätzt den Aufwand niedrig

Die Flughafengesellschaft FBB schätzt den anfänglichen Kreis an Berechtigten besonders gering ein: 2020 könnten zunächst nur 2000 bis 3000 Wohneinheiten im Umkreis von Tegel zusätzlichen Lärmschutz beantragen, sagte ein Sprecher gegenüber airliners.de. Zu den voraussichtlichen Kosten will die FBB keine Angaben machen. Legt man jedoch den bei früheren Schätzungen kalkulierten Betrag zugrunde, ergeben sich Kosten von rund zehn bis 15 Millionen Euro.

Erst in einer zweiten Phase nach weiteren fünf Jahren würde der Aufwand für den Schallschutz in Tegel erheblich ansteigen, so die FBB. Die Gesamtkosten hat sie vor zwei Jahren auf 380 Millionen Euro für etwa 75.000 Wohneinheiten veranschlagt.

Der Lärmschutzbereich am Flughafen Tegel wurde zuletzt 1976 festgelegt. Grafik: © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Doch nach den aktuellen Planungen sollen in Tegel nur noch bis Oktober 2020 Flugzeuge starten und landen. Denn dann soll der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet werden. Danach bleibt der alte Airport zwar noch sechs Monate auf Bereitschaft in Betrieb, regulär werden dort laut FBB aber keine Flüge mehr stattfinden.

Selbst wenn der aktuelle Eröffnungstermin immer wieder in Frage gestellt wird: Vier weitere Jahre Zeit hätte der Flughafen noch, bevor es in Tegel richtig teuer würde.

Klagen könnten Kosten in die Höhe treiben

Andere Schätzungen kommen zu wesentlich höheren Schallschutzkosten als die Flughafengesellschaft. Zum Teil wurden bis zu einer Milliarde Euro veranschlagt, und der Flughafenkoordinator der Berliner SPD-Fraktion, Jörg Stroedter, erklärte im Mai sogar: „Der Schallschutz in Tegel würde geschätzt bis zu zwei Milliarden Euro kosten.“

Denn sollte Tegel längerfristig in Betrieb bleiben, wäre mit zahlreichen Klagen von Anwohnern zu rechnen. Wie beim BER bereits geschehen, könnten die Kosten dadurch ansteigen.

Im Umfeld des künftigen Hauptstadtflughafens haben rund 26.000 Haushalte Anspruch auf Schallschutz. Die voraussichtlichen Kosten kletterten nach zwei Gerichtsurteilen zugunsten der Anwohner auf über 750 Millionen Euro.

© dpa, Patrick PleulLesen Sie auch: Berliner Flughäfen akzeptieren verschärften Schallschutz